Mitgliederversammlung und Kreishegeschau des Jagdklubs St. Hubertus Bergstraße 2025
Am Wochenende vor Ostern lud der Jagdklub St. Hubertus Bergstraße zur regulären Mitgliederversammlung und Kreishegeschau ein. Gastgeber für beide Veranstaltungen war wie schon in den vergangenen Jahren der Hegering VI (Birkenau).
Die Bläsergruppe Birkenau/Mörlenbach, ergänzt um Mitglieder der Bläsergruppe des Jagdklubs, eröffnete am Samstagnachmittag die Mitgliederversammlung. Der Vorsitzende des Jagdklubs, Prof. Joachim Kilian, begrüßte alle Anwesenden. Geschäftsführer Roland Lulay berichtete über das vergangene Jagdjahr. Er hob die besondere Belastung der Jägerschaft hervor, die der überraschende Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest zur Jahresmitte 2024 mit sich gebracht hatte. Unter anhaltendem Applaus dankte er dem Leiter des Hegerings I, Gerhard Held. Gerhard setzt sich seit Monaten wie kein Zweiter im gesamten Kreisgebiet ein, wenn es darum geht die Kadaver verendeter Wildschweine zu bergen. Obwohl selbst berufstätig, ist er unermüdlich im Einsatz und barg bislang über 300 tote Wildschweine, teils unter schwierigsten Bedingungen. Mit seiner Arbeit trug er maßgeblich dazu bei, dass die Seuche sich nicht noch schneller ausbreitete.
Applaus erhielten auch die Spartenleiter des Jagdklubs für ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Die Bläsergruppe verabschiedete Michael Schweinsberger und Klaus Hess, die sich über insgesamt 40 Jahre als Leiter und Stellvertreter abgewechselt hatten. Beide bleiben den Bläsern als aktive Mitglieder erhalten. Gerhard Held, der gemeinsam mit Nils Forell das Schießwesen betreut, hatte in dieser Funktion im vergangenen Jahr weniger zu tun: Der Schießstand in Siedelsbrunn war wegen der ASP in den letzten Monaten des Jahres geschlossen. In Vertretung von Sven Hirth (Hundewesen) und Oliver Blüm (Jagdausbildung), die beide entschuldigt fehlten, berichteten Roland Lulay und Joachim Kilian, dass der Verein im vergangenen Jahr wieder erfolgreich Jagdhunde und erfreulicherweise auch zahlreiche Jägerinnen und Jäger ausgebildet hat. Dies, obwohl die Anforderungen in der Jägerprüfung immer höher werden, wie Udo Pfeil, Leiter des Prüfungsausschusses hervorhob. Abschließend lud Knut Sauerbier alle ein, die Dienste des Landschaftspflegeverbands stärker in Anspruch zu nehmen. Der Landschaftspflegeverband könne die Jäger vielfältig unterstützen, beispielsweise auch bei der Beschaffung von Fallen zur effektiven Bejagung des Waschbären.
Nach den Berichten der Spartenleiter stellte Marc Brunnengräber den Kassenbericht des Jagdklubs vor, der von den Prüfern als übersichtlich und transparent gelobt wurde. Entsprechend durften sich der Kassenprüfer mit dem gesamten Vorstand über die einstimmige Entlastung durch die anwesenden Mitglieder des Jagdklubs freuen.
Der Haushaltsplan für 2025 leitete über zum wichtigen Tagesordnungspunkt Beitragsanpassung. Da der Landesjagdverband für eine umfassendere Öffentlichkeitsarbeit in den kommenden Jahren die Mitgliedsbeiträge anhebt, muss auch der Jagdklub seine Beiträge erhöhen, von denen er dann rund 60% an den Landesjagdverband und den Bundesverband weiterreicht. Die Frage war nur: Wie stark sollte der Jagdklub den Jahresbeitrag erhöhen? Der Gesamtvorstand warb für eine deutliche Steigerung um 50 € auf dann 140 €. Er begründete dies damit, dass die Rücklagen des Jagdklubs zuletzt zurückgegangen seien und in Zukunft zusätzliche Kosten auf den Verein zukämen. Dazu gehöre beispielsweise der Schießstand, der stetig modernisiert werden müsse. Zudem liege die letzte Beitragserhöhung acht Jahre zurück. In der anschließenden Aussprache äußerten einzelne Mitglieder Bedenken wegen des starken Anstiegs um fast 50% auf einen Schlag, der für einige Jäger schwer zu stemmen sein könne. Hier versprach der Vorstand, in solchen Fällen einvernehmliche Lösungen zu finden, die Mitgliedschaft im Jagdklub solle für jeden finanzierbar bleiben. Mit dieser Zusage ließen sich die meisten Skeptiker überzeugen. Die Beitragserhöhung wurde letztlich mit überwältigender Mehrheit genehmigt.
Noch einmal brandete Applaus auf, als Prof. Joachim Kilian Gerhard Held nach vorne bat, um ihm für besondere Verdienste die silberne Ehrennadel des Jagdklubs sowie die bronzene Ehrennadel des Landesjagdverbands zu verleihen und ihm einen Geschenkgutschein zu überreichen
Als einige Gäste bereits hungrig zur Theke schielten, wo Mitglieder des Kerwevereins Nieder-Liebersbach den Abendimbiss vorbereiteten, trat Lisa Brunnengräber ans Mikrofon, im Verein zuständig für die Betreuung junger Jäger und insbesondere junger Jägerinnen. Sie erinnerte daran, dass der Jagdklub seit einem Jahr auf Instagram präsent ist und zur Feier des einjährigen Jubiläums ein Preisausschreiben veranstaltet. Teilnehmen können alle Freunde von Natur und Jagd mit geeigneten Bildern oder Kurzvideos. Die Gewinner werden auf dem Jägerfest am 16. August bekannt gegeben, alles weitere findet sich auf der Homepage und natürlich auf Instagram.
Nach diesem letzten Tagesordnungspunkt beendeten die anwesenden Jägerinnen und Jäger auf Einladung des Jagdklubs den Abend bei Bratwürsten und Kartoffelsalat.
Die Kreishegeschau am Sonntag eröffnete Prof. Joachim Kilian und dankte den anwesenden Vertretern aus Politik und Verwaltung für die schwierige, aber konstruktive Zusammenarbeit. Diese wurde vor allem im Umgang mit der ASP auf eine harte Probe gestellt, die allen Beteiligten viel zumutete. Dazu gehörte auch, dass Jäger und Behörden nicht immer einer Meinung waren und nicht alle Lösungsansätze den gewünschten Erfolg brachten. Wie Prof. Kilian hervorhob, war es trotzdem wichtig, ständig im Gespräch zu bleiben und sich den Herausforderungen gemeinsam zu stellen.
In das gleiche Horn stießen auch die angesprochenen Gastredner. Zunächst betonte Bürgermeister Milan Mapplassari, wie sehr ihm der Gemeinsinn unter den Jägern imponiere. Diesen Eindruck vermittle ihm regelmäßig Michael Denger, der nicht nur den örtlichen Hegering leitet, sondern auch in der Stadtverwaltung von Birkenau arbeitet und ihm daher persönlich bekannt sei. Landtagsabgeordnete Birgit Heitland versprach, die Anliegen der Jäger an die zuständigen Gremien in der Landespolitik weiterzuleiten. Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf wies auf die schwierige Koordination der zahlreichen Akteure bei der Seuchenbekämpfung hin. Er selbst sei im Kreis Bergstraße sowohl für das Veterinärwesen als auch für die Jagd verantwortlich, was sich im aktuellen Seuchenfall als großer Vorteil erwiesen habe. Allerdings bestünden zwischen Landes- und Kreisebene bisweilen unterschiedliche Auffassungen bezüglich der besten Vorgehensweise; hinzu kämen Richtlinien der Europäischen Union und die Bedürfnisse der betroffenen Landwirte und Jäger. Dies alles unter einen Hut zu bringen sei schwierig, gelinge aber im Laufe der Zeit besser, da alle Beteiligten lernten. Dies bestätigte auch Frau Deborah Schobrick, in der Verwaltung des Kreises Bergstraße zuständig für das Veterinärwesen. Sie wies darauf hin, dass die Zäune, die häufig als nutzlose Geldverschwendung kritisiert würden, durchaus Sinn ergäben. Sie hätten die Ausbreitung der ASP zwar nicht verhindert, aber doch verlangsamt. Trotzdem sei es natürlich frustrierend, wenn jenseits eines gerade fertiggestellten Zaunabschnitts wieder ein verendetes Wildschwein gefunden werde.
Im Anschluss an die Grußworte gab Kreisjagdberater Rolf Burkhardt einen Überblick über die Strecken im vergangenen Jagdjahr. In den Rotwildbezirken wurden die vorgegebenen Abschusszahlen insgesamt erreicht, jedoch beim weiblichen Rotwild verfehlt. Auch die Vorgaben der Abschusspläne für Rehwild wurden im Durchschnitt der Hegegemeinschaften annähernd erreicht, mit Ausnahme der vom Jagdverbot besonders betroffenen Hegegemeinschaften im Ried. Das Jagdverbot machte sich auch in der Schwarzwildstrecke bemerkbar, die erheblich unter dem Niveau der Vorjahre lag. Rolf Burkhardt wies darauf hin, dass die Zahl der Wildschweine, die der ASP zum Opfer fielen, den fehlenden Abschuss durch das Jagdverbot nicht ausglich. Dies verdeutlicht in seinen Augen, dass eine frühzeitige und verstärkte Bejagung des Schwarzwilds die Seuche effektiver eingedämmt hätte.
Als traditionellen Höhepunkt der Kreishegeschau verkündete Rolf Burkhardt schließlich die Erleger der prämierten Trophäen. Die jeweiligen Preisträger der Kategorien Rehwild und Schwarzwild dürfen ihre Trophäen auch am 24. Mai auf dem Landesjägertag in Limburg präsentieren und dort auf weitere Auszeichnungen hoffen.
Die Bläsergruppen luden pünktlich um 12:00h „zum Essen“ ein und leiteten zur Veranstaltung “Tag der Jagd und Natur” über. In der Halle erläuterte Willi Petersik die Bedeutung verschiedener Jagdsignale. Christina Härle und Knut Sauerbier informierten über die Arbeit des Landschaftspflegeverbands. Rainer Wohlfarth klärte über das Rotwild im Odenwald auf und äußerte die Hoffnung, dass die neue Schalenrichtlinie den männlichen Hirschen besseren Schutz in den Wanderkorridoren verschaffen werde. Dies sei wichtig, um den genetischen Austausch zwischen verschiedenen Rotwildgebieten zu gewährleisten. Vor der Halle hatte Jens-Uwe Eder verschiedene Stationen für Kinder aufgebaut. So galt es, verschiedene Baumarten zu erkennen, mit dem Fernglas heimische Vögel auszumachen oder invasive Tierarten von heimischen Arten zu unterscheiden. Sven Hirth stellte Jagdhunde mitsamt ihrer Ausrüstung vor.
Ein herzlicher Dank gilt allen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass dieser Tag allen in guter Erinnerung bleiben wird. Herauszuheben sind der Kerweverein Nieder-Liebersbach, der die hungrigen Münder verköstigte, sowie der gesamte Hegering VI, der ein vorzüglicher Gastgeber war.
